Nach über 40 Jahren stellte der Autozug am Oberalppass nach Ostern 2023 seinen Betrieb ein. So sehr sich der «kleine Bruder» des Autoverlads Furka insbesondere in den Regionen Urserntal und Surselva seinen ganz eigenen Charme erarbeitet hat, so wenig ist er wirtschaftlich rentabel. Es wurde daher beschlossen, den Autoverlad am Oberalppass einzustellen.
Nachdem am 26. September 1982 der erste Autoverladezug offiziell durch den damals mit 15,381 km längsten Meterspurtunnel der Welt, den Furkatunnel fuhr, war der Grundstein für eine ganzjährige West-Ost-Verbindung mit dem Auto im Herzen der Alpen gelegt. Nur ein paar Wochen später folgte im Winter 1982/83 die Inbetriebnahme des Autoverlads Oberalppass, womit final die Autoachse vom Genfer See bis ins Engadin und in die Bernina realisiert wurde. Pro Tag wurden je drei Fahrten pro Richtung zwischen Andermatt und Sedrun angeboten.
In den Spitzenjahren um das Jahr 2000 transportierte die Matterhorn Gotthard Bahn bis zu 4‘500 Fahrzeuge über die Oberalp. Der grosse Schnitt erfolgte im Winter 2011/12 – mit der ganzjährigen Öffnung der Strassenverbindung über den Lukmanier halbierten sich die Nutzungszahlen und lagen ab da bei etwas mehr als 2‘000 pro Winter.
Infolge des Einbruchs der Frequenzen musste die öffentliche Hand zuletzt rund 200 CHF pro transportiertem Fahrzeug leisten, um die Kosten abzudecken. Aufgrund dringend erforderlicher Investitionen in die zum Einsatz kommenden Fahrzeuge und die bestehende Infrastruktur wäre dieser Betrag zukünftig gar auf CHF 350 angestiegen
Infolge des schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnisses hat das Bundesamt für Verkehr (BAV) als Bestellerin des Autoverlades Oberalp Ende 2020 entschieden, den Betrieb nur noch bis in das Frühjahr 2023 aufrechtzuerhalten. Im Gegenzug beabsichtigen Bund und die Kantone die Verbesserung des Angebotes im regionalen Personenverkehr.
Nach über 40 Jahren fuhr nunmehr am Ostermontag das letzte Mal ein reiner Autozug über den Oberalppass. Bis zur Passöffnung für den Strassenverkehr gab es danach noch ein reduziertes Angebot mit je zwei Verbindungen in beide Richtungen in Form eines am regulären Personenzug angehängten Verladewagens.
Die Entscheidung ist aus finanzieller Sicht absolut nachvollziehbar und fast schon alternativlos. Zugleich geht mit dem Autoverlad Oberalp ein Stück Schweizer Eisenbahntradition verloren.
Und so sagten wir am Ostermontag ein letztes Mal „Ä gueti Fahrt, dankä für alles – machs guäd, liebä chlinä Briäder“ in Andermatt und „In bien viadi, ed engrazia fetg per tut – stai bein, car frar pign“! in Sedrun.
